FAQ: Barrierefreiheit im E-Commerce – Was Händler wissen müssen
Aktualisiert am 11.März 2025
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1. Einführung
Was bedeutet digitale Barrierefreiheit?
Digitale Barrierefreiheit stellt sicher, dass Websites, Online-Shops und digitale Dienstleistungen für alle Nutzer:innen – einschließlich Menschen mit Behinderungen – zugänglich und nutzbar sind. Dazu gehören z. B. barrierefreie Navigation, alternative Texte für Bilder und eine verständliche Sprache.
Warum ist Barrierefreiheit im Online-Handel wichtig?
Eine barrierefreie Website ermöglicht es allen potenziellen Kund:innen, unabhängig von körperlichen oder kognitiven Einschränkungen, den Online-Shop zu nutzen. Zudem verbessert sie die Nutzerfreundlichkeit für alle und steigert potenziell die Conversion-Rate und den Umsatz. Gleichzeitig vermeidet sie rechtliche Risiken und Abmahnungen.
2. Gesetzliche Vorgaben
Welche gesetzlichen Vorgaben gibt es?
In der EU regelt das Europäische Barrierefreiheitsgesetz (European Accessibility Act, EAA), welche digitalen Angebote bis 28. Juni 2025 barrierefrei sein müssen. In Deutschland setzt das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) diese Vorgaben um. Besonders betroffen sind Anbieter von Online-Diensten, darunter auch Online-Shops, Banken und E-Commerce-Plattformen.
Welche Unternehmen sind betroffen?
Das Gesetz gilt für mittelständische und große Unternehmen, die digitale Produkte und Dienstleistungen anbieten. Kleine Unternehmen mit weniger als 10 Mitarbeitenden oder weniger als 2 Mio. Euro Jahresumsatz sind davon ausgenommen. Dennoch kann eine freiwillige Umsetzung sinnvoll sein, um Kundenfreundlichkeit und Marktzugang zu verbessern.
3. Praktische Umsetzung für Online-Shops
Was müssen Online-Shops konkret tun, um barrierefrei zu sein?
Um den gesetzlichen Anforderungen gerecht zu werden, sollten folgende Maßnahmen umgesetzt werden:
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Barrierefreie Navigation: Klare Menüführung, keine ausschließlich per Maus steuerbaren Funktionen
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Alt-Texte für Bilder: Damit Screenreader den Inhalt erfassen können
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Untertitel für Videos: Textalternativen für Audiodateien
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Gut lesbare Schriftarten und Kontraste
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Verzicht auf störende Animationen oder blinkende Inhalte
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Strukturierte Inhalte: Überschriften, Listen und klare Gliederung
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Formulare barrierefrei gestalten: Autovervollständigung nutzen, Fehlermeldungen deutlich anzeigen
Welche Vorteile bringt Barrierefreiheit für Händler?
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Erweiterung der Zielgruppe: Millionen potenzieller Kund:innen mit Einschränkungen können den Shop besser nutzen.
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SEO-Vorteile: Barrierefreie Websites werden von Suchmaschinen bevorzugt.
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Rechtssicherheit: Vermeidung von Abmahnungen und Strafen.
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Besseres Nutzungserlebnis für alle Besucher:innen.
4. Technische Lösungen & Tests
Welche technischen Lösungen gibt es für mehr Barrierefreiheit?
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Barrierefreie Themes und Plugins für Online-Shops (z. B. WooCommerce, Shopify, Magento)
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Screenreader-Kompatibilität testen
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Automatische Accessibility-Checker nutzen (z. B. WAVE, Lighthouse, axe DevTools)
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Erweiterte Tastatursteuerung und Sprachausgabe-Optionen einbauen
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Farbschemata und Kontraste verbessern
Wie kann man die eigene Website testen und verbessern?
Es gibt verschiedene Tools zur Prüfung der Barrierefreiheit:
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Lighthouse (Google Chrome DevTools): Testet Barrierefreiheit, Performance und SEO.
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WAVE (Web Accessibility Evaluation Tool): Zeigt visuelle Barrieren auf.
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axe DevTools: Automatisierte Fehleranalyse.
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Manuelle Tests mit Screenreadern (z. B. NVDA, JAWS).
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Feedback von Betroffenen einholen: Usability-Tests mit Menschen mit Behinderungen durchführen.
5. Fristen, Übergangsregelungen und Sanktionen
Welche Fristen und Übergangsregelungen gibt es?
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28. Juni 2025: Stichtag für die Umsetzung des Europäischen Barrierefreiheitsgesetzes.
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Bestehende Online-Shops müssen bis dahin barrierefrei sein.
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Kleine Unternehmen sind nicht verpflichtet, profitieren aber dennoch von einer freiwilligen Anpassung.
Was passiert bei Nichteinhaltung der Vorgaben?
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Abmahnungen und Bußgelder: Behörden und Verbände können Verstöße ahnden.
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Verlust von Kunden: Menschen mit Einschränkungen meiden unzugängliche Shops.
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Rechtliche Klagen: In einigen Ländern können Betroffene direkt klagen.
6. Weiterführende Informationen und Unterstützung
Wo gibt es weiterführende Informationen und Unterstützung?
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W3C Web Accessibility Initiative (WAI): www.w3.org/WAI
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Deutsche Gesetzgebung zum BFSG: www.gesetze-im-internet.de
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Bundesfachstelle Barrierefreiheit: www.bundesfachstelle-barrierefreiheit.de
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Barrierefreie E-Commerce-Lösungen: Unterstützung durch Agenturen und Entwickler
7. Fazit
Barrierefreiheit im E-Commerce ist nicht nur eine gesetzliche Verpflichtung, sondern auch eine große Chance für Unternehmen. Sie hilft, eine breitere Zielgruppe anzusprechen, die Nutzerfreundlichkeit zu verbessern und sich rechtlich abzusichern. Händler sollten frühzeitig Maßnahmen ergreifen, um die gesetzlichen Anforderungen bis 2025 zu erfüllen und sich Wettbewerbsvorteile zu sichern.
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